Notruf: 112

Dabei ist erstaunlich wie viele unterschiedliche Brandszenarien in dem Trailer untergebracht werden. Jeweils zu Zweit - wie im Einsatz - steigt man durch einen Einstieg im Dach in voller Ausrüstung und Atemschutz, damit knapp 15 Kilo schwerer, in den Anhänger. Sogleich schlägt einem die Hitze wie in der Sauna entgegen. Nur leicht bekleidet ist man eben nicht. Der Abgang die Treppe herunter wird gleich durch ein immer wieder aufloderndes Feuer versperrt. Dies gilt es mit kurzen gezielten Löschstößen aus dem Hohlstrahlrohr zu löschen. Erst wenn man dabei nah genug herangeht, lässt der Kamerad in der Steuerung, der uns über Fenster und Monitore ständig überwacht die Finger vom Gashebel damit das Feuer gelöscht werden kann. Die nächste wichtige Aufgabe beim sogenannten Innenangriff wartet am Fuß der Treppe. Den Stromverteilerkasten finden und die Hauptstromsicherung ausschalten. Strom und Wasser vertragen sich nicht gut. Als nächstes erwartet uns in der „Industrieanlage“ eine brennende Gasleitung mit einem Handrad. Hier muss das Hohlstrahlrohr exakt aufgefächert die Flammen vom Handrad abhalten und der Truppführer durch den Wasserstrahl das Rad zudrehen, wobei der Kammerad in der Steuerung einen gern mit Aufdrehen der Gasflamme erschreckt. Man muss cool bleiben trotz der Hitze und Flammen. Das ist das Lernziel. Danach kommt ein Küchenbrand, eine kleine Falle. Wer hier mit Wasser einfach drauf hält kommt in den Genuss einer gewaltigen Fettbrandexplosion. Das Volumen des Wassers und heißen Fetts verhundertfünfzigfacht sich binnen Sekundenbruchteilen. Wir lernen, Fett niemals mit Wasser löschen. Ferner immer erst die Brandursache erkunden, bevor man die richtigen Löschmittel so sparsam wie möglich einsetzt. Keinem nützt ein völlig unter Wasser gesetztes Haus, mag das Feuer auch aus sein. Also wieder ganz nah ran und den Deckel auf den Topf, schon ist das Feuer aus. Zum Schluss für die mutigen kann sogar die größte Gefahr für die Feuerwehrleute die Rauchgasdurchzündung oder besser bekannt unter dem gleichnamigen Filmtitel Backdraft erlebt werden. Um die Durchzündung zu überleben muss man sich sofort auf den Rücken fallen lassen und das Mehrzweckstrahlrohr auf Schutzstrahl voll durchziehen. Bei der so aufgefächerten Wasserwand ist die Hitze immer noch brutal, dank der Schutzbekleidung aber ohne Verbrennungen auszuhalten. Durch und durch verschwitzt und erschöpft geht es endlich ins Freie. Alle Teilnehmer sind sich einig:  Das muss man mal erlebt haben um die realen körperlichen und psychischen Belastungen eines Brandbekämpfungs- oder Menschenrettungseinsatz im Feuer zu testen. Auch entwickelt man Zutrauen in die Ausrüstung, die schon fantastisch vor der Hitzestrahlung schützt. Hiervon konnte sich auch der Samtgemeindebürgermeister Dr. Peter Dörsam einen Eindruck machen und im Leitstand einen Durchgang eines Trupps mitverfolgen.Insgesamt konnten an dem Tag 50 Feuerwehrleute geschult werden. Leider hat man viel zu wenig Gelegenheit für die Heißausbildung, denn der Truck ist deutschlandweit im Einsatz und teuer. Dank gilt der FF Tostedt und den bereitgefundenen Sanitätern für die perfekt Organisation und Betreuung während des Tages.

 

Text: trie (SG-Pressewart)

Foto: mwe